Moorerlebnistag

Moor and More – Kinder mit Moorunterricht fasziniert

Seit nunmehr zwei Jahren findet regelmäßig ein Moorerlebnistag an Grundschulen im niedersächsischen Westerstede statt.

Viele Kinder und Jugendliche können sich heutzutage mit den Mooren in der damals so moorreichen Region nicht mehr identifizieren und wissen nichts mehr damit anzufangen. In diesem Zuge wurde vor zwei Jahren der Moorerlebnistag für Grundschulen ins Leben gerufen.

Schülerinnen und Schüler der vierten Grundschulklasse erfahren so spielerisch an verschiedenen Stationen das Moor und werden im Anschluss an die Stationsarbeit direkt ins Moor geführt und müssen dort am Ende noch eine Rallye beantworten.

Wie kam es dazu?

Elisabeth Rütemann, die in dieser Klasse Sachkunde unterrichtet, war damals in der Grundschule in Ocholt meine Mathelehrerin.

Wir trafen uns durch einen Zufall in Westerstede und sprachen kurz miteinander. Frau Rütemann verfolgte meine Forschungsarbeit in der Zeitung und wir redeten darüber.

Aus dem Gespräch heraus ergab sich, dass in der vierten Klasse unter anderem das Ammerland unter die Lupe genommen werden sollte. Daraufhin vereinbarten wir, dass ich am Ende des Schuljahres einen Moorerlebnistag in einer vierten Klasse an der Brakenhoffschule organisieren sollte. Was ich auch tat.

Was wird gemacht?

Grundschülerin untersucht TorfmooseGrundschülerin untersucht Torfmoose

 

An den verschiedenen Stationen arbeiten die Schülerinnen und Schüler selbstständig an verschiedenen Sachverhalten rund um das Moor. Jeder Schüler und jede Schülerin besucht auch jede Station. Die Stationen sind so aufgebaut, dass die Kinder als kleine Wissenschaftler das Moor entdecken.

Bevor es jedoch an die Stationen geht, wird noch ein kleiner Exkurs gemacht:

Mit dem Film „Concierto Evolucion“ lernen die Kinder das Zusammenspiel zwischen dem Menschen und der Natur kennen, aber auch die Gefahr, dass der Mensch die Natur auch zerstören kann. Jedoch erkannten sie auch in diesem viertelstündigen Film, dass der Mensch dazu in der Lage ist, die Natur wieder aufzubauen und in Harmonie zu leben.

Anschließend geht es an die Stationsarbeit:

Station 1: Hier müssen die Schülerinnen und Schüler mittels einer Stereolupe (eine Art Mikroskop) verschiedene Torfmoosarten sehen, malen, Unterschiede herausarbeiten.

Station 2: Torfmoose sind stark wassersaugfähig. An dieser Station müssen die Schülerinnen und Schüler anhand einer Anleitung einen Versuch eigenständig aufbauen und durchführen. Auch muss ein Versuchsprotokoll geschrieben werden.

Station 3: Die frischgebackenen Moorforscher mussten hier nun den geschichtlichen Verlauf der Moore im Nordwesten Deutschlands anhand von verschiedenen Karten in eine weitere Karte von 1790 einzeichnen.

Station 4: Torf ist ein sehr guter Brennstoff und wurde damals zum Heizen benutzt. Die Schülerinnen und Schüler müssen verschiedene Stoffe verbrennen und die „Brennfähigkeit“ miteinander vergleichen.

Station 5: „Matsche-Pampe“ haben wir früher immer gesagt, wenn im Dreck gespielt wurde. Ein Moor besteht aus unterschiedlichen Schichten, dem Schwarztorf, dem Weißtorf, der Humusschicht und dem eiszeitlichen mineralischen Untergrund. Anhand des Aussehens sollen die Schülerinnen und Schüler hier einen Querschnitt eines Moores zeichnen und die verschiedenen Begriffe zuordnen. Auch dürfen die Schüler an einem frischen Brocken Schwarz- bzw. Weißtorf auch einmal fühlen und quetschen, wie spürbar der Unterschied ist.

Station 6: An der letzten Station müssen die Schüler mittels eines Mikroskops verschiedene Pollen aus dem Moor anhand von einer Pollenkarte identifizieren.

Nach den sechs spannenden Stationen geht es nun mit den Kindern ins Moor.

Zuerst gibt es eine Führung durch das Naturschutzgebiet Hollweger Moor im Ammerländischen Westerstede von meinem langjährigen Mentor, ehemaligen Lehrer und Naturschützer Uwe Riegel. Uwe Riegel schafft es, mit vielen spannenden Fakten dafür zu sorgen, dass die Schüler die Wichtigkeit der Moore erkennen und lernen, mit den Mooren sorgsam umzugehen. Anschließend haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, in Kleingruppen selbstständig noch einmal durch das Moor zu laufen und zu flitzen und werden hier erneut zu Entdeckern.

Die Klasse 4b im MoorDie Klasse 4b im Hollweger Moor

 

Die Rallye ist so konzipiert, dass die Kinder eigenständig das Moor erneut ablaufen müssen und gezielt den Fragestellungen nachgehen. Logisches Denken wird jedoch auch gefordert.

Nachdem die Gruppen wieder zusammengekommen sind und die Ergebnisse verglichen wurden, bekommt jeder Teilnehmer am Moorerlebnistag eine individuelle Urkunde und eine Art „Medaille“ in Form eines Pins. Diese Medaille wird erfahrungsgemäß von den Schülerinnen und Schülern mit Stolz durch die Gegend getragen und allen präsentiert.

Was hat’s gebracht?

„Alle Jahre wieder“ heißt es in einem traditionellen Weihnachtslied in Anlehnung an das christliche Fest im Dezember, hier passt es jedoch auch auf den Moorerlebnistag an Grundschulen, der auch „alle Jahre wieder“ ein tolles Ereignis ist.

 

Schüler erforscht Wassersaugfährigkeit von TorfmoosenSchüler erforscht Wassersaugfährigkeit von Torfmoosen

Persönlich ist es auch immer sehr schön zu sehen, dass die Schüler zum Teil ein Glänzen in den Augen haben, wenn sie mit der Natur in Kontakt kommen und einen nahezu unberührten Lebensraum sehen. Dies ist ein großer Beitrag zur Sensibilisierung hinsichtlich des Naturschutzes. Das Gutachten, welches mir für den Unterricht von einer erfahrenen Grundschullehrerin ausgestellt wurde, sagt, dass die Schülerinnen und Schüler nach dem Moorerlebnistag durch Emotionen ein anderes Verhältnis und eine andere Beziehung zum Moor und ferner zur Umwelt haben.

Die Unterrichtseinheit kann im Übrigen auch eigenständig unterrichtet werden und muss nicht zwangsläufig als Block unterrichtet werden. Die Planung kann auch auseinandergezogen werden und die kleineren Blöcke können einzeln unterrichtet werden.

Wie geht es weiter?

Zudem besteht demnächst die Möglichkeit für Ammerländer Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer, das gesamte Materialpaket kostenfrei zu entleihen und nach einer kurzen Einführung auch die Einheit selbstständig zu unterrichten.

Ein Teil der Finanzierung ist bereits erfolgt: Die Ammerländer Naturschutzstiftung hat bereits für die Umsetzung dieser Maßnahme einen großen Betrag gestiftet –vielen Dank hierfür!

Falls Sie selbst Interesse haben, diesen Moorerlebnistag durchzuführen, mich gerne buchen möchten oder Fragen rund um den Moorerlebnistag haben, wenden Sie sich jederzeit gerne an mich unter info@justinmueller.de oder hier.

(C) Bilder: Taalke Nieberding (http://www.taalke-nieberding.de/)