Biogasanlagen könnten, wenn die Politik wollte!

„Biogasanlagen besudeln die ganze Landschaft!“, „Unsere schöne Natur wird zerstört!“ oder „Nix Biodiversität, durch die ganzen Biogasbauern wird alles kaputtgemacht!“. Das sind nur beispielhafte Aussagen, die ich bereits öfter in der Diskussion um Biogasanlagen im ländlichen Raum gehört habe.
Zwangsläufig werden Biogasanlagen in dem bisherigen Stil auch nur in der ländlichen Gegend vorzufinden sein und weniger in Städten.
Die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) hat in einer Untersuchung festgestellt, dass Biogasanlagen zwar die biologische Vielfalt verringern, jedoch die Auswirkungen durch einfache Maßnahmen wie bspw. die Vergrößerung des Umfangs, in dem Flächen langgezogen werden oder kleine Kerben/Löcher in den Feldern zugelassen werden, minimiert werden können.
Biogasanlagen sind jedoch wichtig für das Gelingen der Energiewende und so sehr das Herz eines Umweltschützers bluten mag bei dieser Aussage, umso wichtiger ist, dass nachhaltig die Energiewirtschaft umgestellt wird, damit sowohl die Versorgungssicherheit, die Umweltverträglichkeit, aber auch die Wirtschaftlichkeit innerhalb der Energiewirtschaft kein Spannungsfeld, sondern ein Gleichgewicht bilden.
Die Wichtigkeit von Biogasanlagen ist nicht nur dadurch gegeben, dass sie nach der Windkraft den größten Anteil der Erneuerbaren bereitstellt, sondern bisher auch den einzigen steuerbaren und speicherbaren Energieträger darstellt. So können Biogasanlagen durch das EEG 2012 die Möglichkeit verschiedener zusätzlicher Prämien nutzen, in dem der Betrieb anders gestaltet wird und so bspw. zu Spitzenlastzeiten, also wenn der Strombedarf besonders hoch ist, mehr Strom ins Netz einspeisen. In der übrigens Zeit kann das produzierte Gas in Kavernen oder Gasspeichern eingelagert werden. Zusätzlich können Biogasanlagen innerhalb von 15 Minuten abgeschaltet werden und so das Netz bei steigender Einspeisung entlasten, sodass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist.
Diese Maßnahme seitens der Politik ist ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Wo die Politik eindeutig zu nachlässig war, sind die Vergütungskategorien. Als Biogasanlagenbetreiber müssen gewisse Auflagen erfüllt werden, um zur eigentlichen Grundvergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Umlage) weitere Bonusvergütungen zu erhalten. So erhalten Anlagenbetreiber eine weitere Vergütung pro produzierter Kilowattstunde Strom, wenn sie entweder nachwachsende Rohstoffe oder Gülle zur Fermentation in der Biogasanlage einsetzen. Ferner können Anlagenbetreiber bei Investitionen in neuere und emissionsärmere Technologien, aber auch der Nutzung der Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung weitere Boni erhalten. Die Boni für Technologie, Emissionen sowie der Wärmenutzung sind richtig und wichtig, allerdings die zusätzlichen Zahlungen für Lebensmittel längst nicht mehr zeitgemäß.
So muss die Politik reagieren, um hier auch nachhaltige Aspekte in Verbindung mit kommunalen Synergien auch in die Energiewirtschaft am Beispiel der Biogasanlagen umzusetzen.
So müssen der Bund und die Kommunen versuchen, eine Vergütung ins Leben zu rufen, die Substrate nutzt, die einen großen Nutzen für die Kommunen bedeuten, aber auch für die Biogasanlagenbetreiber einen guten Ersatz zu nachwachsenden Rohstoffen bieten. Entsprechend ist denkbar, dass bspw. durch die Kommunen die Biogasanlagenbetreiber Rasenschnitt von öffentlichen Grünflächen, Biomüll oder andere biogene Abfälle nutzen und eine Synergiegemeinschaft bilden. Die Kommune beliefert den Anlagenbetreiber zu günstigen Konditionen. Der Anlagenbetreiber entrichtet an die Stadt einen Obolus. Die gezahlte Vergütung könnte bspw. – wie bisher – über das EEG geschehen, aber auch zum anderen Teil durch die Einsparungen für Abfallentsorgung, Einlagerung der Abfälle und andere öffentliche Ausgaben, die entstehen würden.
Auf der anderen Seite wäre auch denkbar, dass die Biogasanlagenbetreiber kostenlos den Rasenschnitt erhalten, diesen jedoch selbst abmähen müssen. Alles sollte nach dem Prinzip der sich gegenseitig waschenden Hände geschehen.
Ein weiterer großer Vorteil dieser Variante wäre, dass langfristig die EEG-Umlage womöglich für die Endverbraucher gesenkt werden könnte, aber auch allgemein und vor allem im ländlichen Raum die Akzeptanz für die Energiewende gesteigert wird. Ferner ist hier wichtig, dass entsprechend auch durch eine gute Kommunikation nach außen die Anreize für diese Variante und vor allem der Nutzen für die biologische Vielfalt bekanntgemacht werden.
Zusätzlich müssen Politik und Biogasanlagenbetreiber durch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse den Verlust der Biodiversität verringern, wie bspw. durch eine Umgestaltung der Fläche.
Eine Energiewende ohne Biogasanlagen ist nicht möglich, aber Bund und Kommunen müssen gemeinsam mit den Biogasanlagenbetreibern alle einen entsprechenden Teil beitragen. Der Vorteil der Flexibilität und Speicherbarkeit dieses Energieträgers ist ein Trumpf, der stärker genutzt werden muss.