Pressemitteilung zur Situation der Straßenhunde in Rumänien

„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ (Albert Schweitzer)

Rumänien/Deutschland – Die Situation in Rumänien wird immer brutaler. Die Medienberichten vermehrt vom Unrecht, welches den rumänischen Straßenhunden wiederfährt.

Es ist Anfang September, als sich das folgenschwere Unglück ereignet: Ein vierjähriger Jungespielt mit seinem Bruder in einem Park in Bukarest. Die Großmutter ließ die beiden für einen Moment aus den Augen, als sich die Kinder entfernten. Dort seien sie angeblich von einer Meute Hunde angegriffen worden. Der Vierjährige starb an seinen Verletzungen.

„Tierschützer aus Rumänien behaupten, dass der Angriff auf den kleinen Jungen gar nicht durch einen Streuner, sondern einen abgerichteten Wachhund stattgefunden habe.“ (Quelle: Gebende Hände-Redaktion; nach einer Information von: „Spiegel Online“, spiegel.de)

Bis heute ist der genaue Tathergang allerdings nicht geklärt.

Die Regierung nahm dies jedoch zum Anlass, im Parlament ein Gesetz zu beschließen, welches erlaubt, dass Hunde getötet werden dürfen. Es waren einst die Parlamentarier, die Anfang 2012 gemeinsam mit Tierschützern und Tierschutzverbänden vor dem Verfassungsgericht in Rumänien geklagt hatten, da es bereits ein ähnliches Gesetz der alten Regierung gab. Diese Gesetze seien rechtswidrig und die Legitimation, in Kommunen Hunde zu töten, wurde mit großen Auflagen verknüpft.

Amtswillkür und Größenwahn

Am Beispiel der Hauptstadt Bukarest lässt sich die operative Umsetzung des Gesetzesrepräsentativ sehr gut verfolgen.

Die Stadt setzt eine „Kopfpauschale“ für jeden gefangenen Hund in Höhe von 50,00 € aus. Bei einem durchschnittlichen Monatseinkommen von ungefähr 350,00 € muss ein Bukarester Bürger somit lediglich sieben Hunde fangen, um sein durchschnittliches Einkommen zuverdoppeln. Täglich werden alleine in Bukarest circa 700 Hunde gefangen und in die städtischen Tierheime gebracht. Die gefangenen Tiere sollen in der Regel den Besitzern ausgehändigt werden, wenn sich diese melden. Diesen wird jedoch oftmals der Zugang zu den Tierheimen verwehrt, sodass des Menschen besten Freunden lediglich ein Schicksal blüht: Der Tod!

Zusätzlich wird den Tierschützern die Arbeit vor Ort erschwert. Die Behörden verweigern Tierschützern die Arbeit in den Gemeinden. Tierschützer, unter anderem auch die Tierschutzorganisation 4Pfoten, kastrieren die Tiere kostenlos. Eine Kastration für Hunde in Rumänien kostet circa 50,00 € bzw. 25,00 € für Straßenhunde. Kastration ist ein aktives Mittel, um langfristig die Hundepopulation einzuschränken.

In Bukarest leben circa 60.000 Hunde auf der Straße

Um das Problem der streunenden Hunde einzudämmen, werden Hunde getötet. Medienberichten sowie Berichten von Bukarester Tierbesitzern zufolge werden Tiere aus den Vorgärten geklaut, um die Pauschale für jeden gefangenen Hund zu erhalten. Wenn Hundebesitzer mit ihren Hunden spazieren gehen, kam es, Berichten zufolge, auch vor, dass diesen die Hunde aus der Hand gerissen und geklaut wurden. In die Tierheime wurden die fassungslosen Besitzer nicht gelassen und sie wussten, dass sie ihren Hund nicht wiederfinden.

Die Tiere werden jedoch nicht sanft eingeschläfert, sondern verenden qualvoll. Die Hunde werden erschlagen, gegen die Wand geschmissen oder getreten, bis sie nicht mehr leben. Nach Medienberichten wurde Tieren auch schon Frostschutzmittel injiziert. Frostschutzmittellässt die Hunde ungefähr eine halbe Stunde um den Tod ringen.

Das Problem liegt in der Vergangenheit: Der damalige Regierungschef Nicolae Ceausescu (1918 – 1989) veranlasste in seiner Amtszeit, dass ein Großteil der Bukarester Innenstadt abgerissen werden soll, um dort den „Palast des Volkes“ sowie Wohnungen für seine treuesten Mitarbeiter zu bauen. Die ehemaligen Bewohner wurden aus ihren Häusern mit Gärten gedrängt und in Plattenbauten umgesiedelt. Dort war es nicht möglich, Hunde zuhalten, daher ließen sie die Hunde zurück. Diese Hunde waren nicht kastriert und vermehrten sich.

Bundesregierung und Europäische Union handeln nicht

Sowohl die deutsche Bundesregierung, als auch die Europäische Union gehen nicht gegen den Europäischen Grundsatz vor. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit spricht davon, dass in der Europäischen Union die höchsten Tierschutznormen weltweit gelten. So sollte es Ziel der Europäischen Tierschutzrichtlinie vom 20. Oktober 2010 sein, dass „Hunde und Katzen […]in Familien privat untergebracht werden, da die Sorge der Öffentlichkeit um das Schicksal dieser Tiere groß ist.“

Da Rumänien Mitglied der Europäischen Union ist, sollte dieses Land in der Pflicht sein, sich geltenden Richtlinien anzuschließen. In der Europäischen Staatengemeinschaft gibt es einen Grundkonsens.

Somit sind die Politiker der EU sowie die Mitglieder des Deutschen Bundestages in der Pflicht, zu handeln.

Hunde mehr als nur Gegenstände

Die Universität von British Columbia in Vancouver stellte wissenschaftlich das fest, was jeder Tierbesitzer und Tierliebhaber bereits wusste: Hunde sind geistig viel weiter, als wir vermuteten. In einer experimentellen Studie fanden die Wissenschaftler heraus, dass Hunde Freude empfinden, sich ca. 250 verschiedene Wörter merken können, einen Sinn und ein Empfingen für Ungerechtigkeit haben und somit auf dem geistigen Stand eines Kleinkindes sind.

Tierbesitzer und Tierärzte berichten dies im alltäglichen Umgang mit Hunden ebenso. So erleben Tierärzte häufig, dass sich die Hunde immer an sie erinnern und meistens nichts Gutes mit ihnen verbinden würden.

Tierschutz ist eine Kombination verschiedener Faktoren

Die Geschichte zeigt, dass die Vorgehensweise in Rumänien nichts bringt. Bereits vor einigen Jahren in verschiedenen Gegenden gab es Massentötungen. Heute ist die Population in diesen Ortschaften mindestens ebenso groß, wenn nicht sogar größer denn je.

Tierschützer, international-agierende Tierschutzverbände und der gesunde Menschenverstand raten, dass die Population zurückgeht, wenn die Hunde kastriert werden. Dies ist die einzige Möglichkeit, langfristig und nachhaltig die Vermehrung und Ausbreitung einzudämmen.

Um den Tieren jedoch ein adäquates Leben zu ermöglichen, bedarf es zusätzlich einer Kampagne zur Aufklärung, dass Hunde Schmerzen empfinden und Lebewesen sind, die ebenfalls in Gemeinschaft mit Liebe und Zuneigung leben wollen.

Erst dann erzielt man einen nachhaltigen Erfolg. Es darf nicht sein, dass es zu einer populären Sportart wird, Hunde zu überfahren.

So gibt es in Dej, einer Stadt im Norden Rumäniens (Transsilvanien) ein Pilotprojekt. Dort arbeiten die Behörden mit den Tierschützern zusammen. Von der Organisation 4Pfoten werden die Tiere eingefangen, kastriert und anschließend über das Tierheim „Asociata Anima Pro Terra“ auch an Rumänen vermittelt. Die deutsche Firma „Cellagon“ unterstützt das Tierheim mit einer Tonne Futter pro Monat. Vor Ort wird zusätzlich Aufklärungsarbeit geleistet, sodass langfristig streunende Hunde und nach Möglichkeit auch privatgehaltene Hunde kastriert werden. Solch ein Projekt beweist, dass es durchaus auch andere Möglichkeiten gibt, das Problem zu bekämpfen, ohne einen Kampf zu starten!

Die Behörden müssen einen Schritt wagen, denn so werden auch langfristig die Kosten für die staatlichen Behörden reduziert, denn Tierschützer und ausländische Investoren stellen viele Mittel zur Verfügung.

Kastration und Aufklärung müssen in Rumänien und anderen Ländern Schule machen!

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